Ausstellungen

PIVATER RAUM: GARTEN

Skulpturen im privaten Garten

Ein Garten verrät Vieles über seinen Besitzer. Aus Pflanzenbestand, Zustand des Rasens, Möblierung usw. kann man auf die Person schließen, für welche dieser Garten vielleicht der wichtigste Platz auf der Welt ist.
Hier kann man sich Eins fühlen mit der Welt, die doch vom Gartenzaun fein ausgegrenzt wird. Der Anbau geht über die Selbstversorgung mit Nahrungsmitteln weit hinaus. Im Garten wachsen Träume, Transzendentes.
Und das Wachsen braucht Zeit. Alle entsteht und vergeht. Immer unfertige Baustelle, Prozess.
Deshalb wird mein Garten auch von meinen Skulpturen bevölkert. Sie stehen im Bambus, neben dem Beetkasten mit Mangold, schauen auf den Rasenschnitt und beobachten die Meisen im Rosenstrauch.
Besichtigung der Ausstellung gern nach Anmeldung.

GARTEN EDEN

Ausstellung in der Nikolaikirche Freiberg
12.10.-17.11.2019

Den Begriff „Garten Eden“ kennt, wer sich nur etwas mit den großen Religionen unserer Zeit beschäftigt hat. „Garten Eden“ ist so weit in unser allgemeines kulturelles Verständnis eingebettet, dass wir seinen religiösen Ursprung nicht mehr wahrnehmen.

Der Garten Eden existierte, als es noch keine Religionen gab. Sie entstanden erst nach der Vertreibung aus dem Paradies. Im Garten Eden war noch alles heil, Konflikte noch nicht in der Welt. Die Vorstellung, dass es einen heilen, unbeschädigten Ort gibt, an den wir zurück kommen können, haben wir tief verinnerlicht. Er ist ein heiliger Ort, den wir nicht auf der Landkarte, sondern wahrscheinlich täglich in uns selbst suchen.

Es geht also nicht um den konkreten Ort, der von Archäologen heute nicht mehr eindeutig lokalisiert werden kann. Es gibt zwar Indizien, aber keine wissenschaftlichen Beweise für seine Lage. Und da, wo man ihn vermutet, im Zweistromland, gibt es heute zu viele Konflikte, als dass hier ein Garten Eden gedeihen könnte. Die Suche mit Google Maps bleibt also ohne Ergebnis.

Es bleibt allein die Suche in unserem Denken. Die Prägung durch unsere Kultur hat Spuren hinterlassen, die wir finden können.

Ein Garten entsteht, wenn ein Stück Land von seinem Umfeld abgegrenzt wird. Es entsteht unweigerlich ein Innen und ein Außen. Ein „Hüben“ und „Drüben“ vom Zaun. Im Inneren des Gartens soll Harmonie herrschen. Für diesen Zustand haben wir viele Begriffe gefunden: work-live-balance, ökologisches Gleichgewicht, innerer Frieden, happy hour, aus dem Vollen schöpfen, Schrebergarten, heile Welt.

Bei dem Streben danach, dass alles perfekt ist, darf nicht vergessen werden, dass zum Garten Eden auch dessen Gegenteil gehört – eben der Nicht-Garten Eden. Alles, was sich außerhalb des Zaunes befindet. So gesehen ist der Garten Eden nicht autark. Er kann nicht aus sich selbst heraus existieren. Er lebt auch davon, dass es sein Gegenteil gibt. Er braucht den Kontrast zwischen seiner inneren Ordnung und dem Chaos, zwischen Harmonie und offen ausgetragenen Konflikten.

Diese Konflikte verlaufen nicht nur entlang der Einfriedung um den Garten herum. Sie verlaufen auch mitten hindurch. Einerseits schätzen wir die ständige Verfügbarkeit von allem, was wir für das Leben brauchen (und darüber hinaus). Andererseits wird dieses Schlaraffenland durch Entbehrung und Raubbau möglich.

Die Vorstellung vom Garten Eden zeigt sich auch im Bild von Adam und Eva. Auf sie wird die Vorstellung, wie Mann und Frau zusammen leben, projiziert. Jeder weiß: Beziehungen bestehen nicht aus konfliktloser Harmonie. Trotzdem sehe ich das Paar als das Zentrum, als Grund und Ziel zugleich für diesen besonderen Ort.

Den persönlichen Garten Eden zu finden, ist eine Lebensaufgabe. Es ist ehrliche Sinnsuche und Kultivierung des Seins. Was brauche ich, um im Spiel zwischen Harmonie und Konflikt noch wachsen zu können? Ich bin angewiesen auf das Gefühl, etwas zu beherrschen. Ein Stück des Tages, ein Teil meiner Kräfte, meiner Geduld, meiner Liebe muss übrig bleiben. So kann ich Kontrolle ausüben und das Chaos der Anforderungen und Versuchungen verhindern.

Konzentration und Zerstreuung, Hingabe und Abgrenzung, Verantwortung übernehmen und von mir weisen, offen sein und mich zurückziehen… das alles muss ich im Gleichgewicht halten. Und stoße dabei immer wieder an die Umfriedung meines Gartens.

In der Ausstellung GARTEN EDEN treffen auf wunderbare Weise mehrere Dinge zusammen:
Zuerst die Religiosität dieses Ortes. Das Gebäude, die ab 1185 errichtete Nikolaikirche, ist Architektur gewordene Hinwendung auf ein, wenn auch jenseitiges, Paradies. Es ist die Form, die unsere Kultur hervorgebracht hat, die Sehnsucht nach einem konfliktfreien Sein auszudrücken.

Dazu kommt meine Zuneigung zu Gärten in jeglicher Form. Ich bewundere die Gliederung barocker Gärten, die feinsinnige Komposition englischer Gärten, das Bodenständige der Bauerngärten, den Eifer der Schrebergärten und auch die Verwilderung meines eigenen Gartens.
Diese Gartenliebe bewegt mich dazu, Figuren zu schaffen, die dieser Kultivierung noch etwas hinzufügen.


Es ist mein bewusste Entscheidung, eine selbstbestimmte Abgrenzung zu anderen Themen, mich hauptsächlich mit der menschlichen Figur zu beschäftigen.
Mit der Plastik, die einen Menschen darstellt, kann ich die Fragen bearbeiten, die auch mein Sein betreffen. Ganz besonders an diesem Vorgang ist, dass er keine eindeutigen Antworten liefert. Es bleibt immer Raum für Interpretationen, und auch die ursprüngliche Frage wird relativiert, sobald sie in eine ästhetische Form gebracht wurde.

Eine Betonplastik ist etwas Ausdauerndes, kaum zu bewegen, schwer, und doch hat sie in ihrer Wirkung immer etwas Sanftes und Freundliches.

Auch die Motive spiegeln meine Sehnsucht nach dem Ausgleich der Kräfte. Es zieht mich hin zu intakten, in sich stimmigen Figuren. Gegenüber legitimen Methoden wie Dekonstruktion oder Fragmentierung bin ich skeptisch. Es fällt mir schwer, mit ihnen ein Gleichgewicht zu halten.

Denke ich über Beziehungen nach, dann auch über meine Familie, meine Frau und meine Tochter. Indirekt oder ganz unmittelbar sind sie in meinen Arbeiten immer mit enthalten.

Der Ausstellungsort:
https://de.wikipedia.org/wiki/Nikolaikirche_(Freiberg)


Die Kunst leben

Seit 2017 zeige ich aktuelle Arbeiten im eigenen Wohnhaus. Für Besichtigungen empfiehlt es sich, einen Termin zu vereinbaren. Am besten per E-Mail.


Der Radioamateur

Ausstellung in der TURMGALERIE Augustusburg 25.3.-23.4. 2017

Der Radioamateur
Die Ausstellung reflektiert Phänomene, Gesten, Auswirkungen moderner Kommunikation mit autobiografischem Ansatz.

Die junge Generation kennt kein Leben ohne Kommunikationsgeräte. Zu dieser gehöre ich nicht. Ich bin 1968 geboren und stelle mir die Frage, wie die Telefonie in mein Leben gekommen ist. Meine frühe Kindheit verbrachte ich im Haus meiner Großeltern. Im kühlen Flur des Hauses befand sich ein großer, schwarzer Telefonapparat mit Wählscheibe an der Wand. Dieser Apparat wurde öffentlich genutzt. Darauf wies ein Emailleschild am Gartentor hin. Mein Großvater war an Technik interessiert. „Man muss mindestens zwei Dinge im Leben können: Fotografieren und Autofahren.“ waren seine Worte. Ich war etwa 13 Jahre alt, als ich in seinem Bücherregal den „Radio-Amateur“ entdeckte.

Das Buch beschreibt sehr ausführlich die technische Entwicklung der Radio-Telefonie der 1920er Jahre. Es vermittelte den Eindruck, dass Jedermann sich eine Sender- oder Empfangsanlage selbst bauen könne. Ich konnte jedoch nichts damit anfangen. Mir fehlte das Grundlagenwissen und ich verstand die antiquierte Sprache des Buches nicht. In den meißten Kapiteln geht es darum, den Verlust von Informationen gering zu halten. Die besprochenen Phänomene hießen: Verzerrung, Eigenschwingung, Resonanz, Dämpfung, Empfindlichkeit, Lautstärke, u.a.

Ohne Apparatur verliere ich Informationen durch: Vergessen, Ignorieren, Vorenthalten, Verdrängen, Verwischen, u.a. Sind das vergleichbare Phänomene? Inzwischen sind Kommunikationsgeräte so leistungsfähig und allgegenwärtig, dass uns ein Überfluss an Informationen bereit steht. Kein Gerät bringt mehr, so wie damals, den Informationsverlust durch seine technische Bauart mit sich.

Informationen, die mit Geräten nicht übertragen werden können, verlieren an Bedeutung. Sie werden durch den Überfluss an Bild, Ton und Text verdrängt: Geruch, Berührung, Raumgefühl, alles was ich über eine Person erfahre, spüre, wenn ich ihr direkt gegenüber stehe.

Heute weiß ich im Grunde nichts darüber, wie mein Smartphone funktioniert, auch wenn ich ein paar modische Schlagworte wie „WiFi“ oder „Netz“ benutze. Plötzlich entdecke ich zahlreiche Geräte um mich herum, deren Funktion und Arbeitsweise ich nicht erklären kann. Auch dieser Laptop an dem ich gerade diesen Text tippe.

Gewinne ich neue Möglichkeiten oder mache ich mich abhängig durch diese Geräte? Sicher beides. Auf jeden Fall verändere ich mich dabei. Ich lasse mich verändern.